Die Silbermine Boliviens
Das sagenumwogende El Dorado, die goldene Stadt, konnten die Spanier nie finden, Potosí mit seinem Silberberg Cerro Rico dagegen schon. Majestätisch thront der Berg über der Stadt, die einst die reichste ganz Amerikas war. Potosí besuchen heißt, ein Stück Geschichte Südamerikas kennen zu lernen, koloniale Architektur zu bestaunen und das Leben der Bergarbeiter kennen zu lernen. Wer den Himmel sehen will, soll – laut Meinung der Einheimischen – die über 80 Kirchen der Stadt besuchen; wer die Hölle sehen will, der geht in die Minen vom Cerro Rico.
Vor der Ankunft der spanischen Eroberer förderten bereits die Inka Silber an Cerro Rico. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts arbeiteten tausende Indios gezwungenermaßen in den Minen von Potosí für die spanischen Kolonisatoren, die das Silber von Potosí aus in alle Welt verschifften und Spanien zu unglaublichem Wohlstand brachten. Auch die Stadt selber profitierte zunächst vom Silber-Boom, war wohlhabend und gehörte vorrübergehend zu den reichsten Städten der Welt. Jahrundertelang war Potosí im spanischen ein Synonym für Reichtum. Um 1800, als die Silbervorkommen langsam aufgezehrt waren, begann auch der wirtschaftliche Abstieg Potosís. Auf 4.000 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, gehört Potosí außerdem zu den höchsten Städten der Welt und seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Potosí besitzt ein sogenanntes Tageszeitenklima, Temperaturunterschiede zwischen Tag- und Nacht fallen also deutlich größer aus, als die Schwankungen zwischen den nur ansatzweise vorhandenen Jahreszeiten.
In Potosí gibt es ein breites Angebot an Touren, bei denen man die Möglichkeit hat, die noch heute operierenden Bergwerke zu besuchen. Dabei sollte man sich jedoch im Klaren sein, dass es sich hier um funktionierende Minen und nicht etwa Museen handelt.
Die Minenarbeiter von Potosí begrüßen es im Allgemeinen, dass Touristen an ihrem harten Leben interessiert sind. Gleichwohl erwarten sie aber auch ein kleines Mitbringsel wie Alkohol, Coca-Blätter oder gar Dünamitstangen, die in den kleinen Läden vor den Minen frei erhältlich sind. Ein Bestseller ist die „Bergbarbeiter-Geschenktüte“, die neben 2 Liter Limonade auch eine Dynamitstange und eine Zündschnur enthält. Für umgerechnet 3 Euro ein echtes Schnäppchen
Die Wanderung durch die Mine dauert etwa zwei Stunden und führt durch enge Tunnel, die für normalgewachsene Europäer schon zum Problem werden können. Hier und da trifft man beim Gang durch die dunklen Gemäuer auf schuftende Bergarbeiter und wird von der ein oder anderen Sprengung erschreckt.
Erschrecken Sie sich nicht, wenn Sie früher oder später auf Tío Jorge, Onkel Jorge, treffen. Hierbei handelt es sich um eine Gipsstatue des sogennanten Herren der Stollen, der Schutzpatron der Bergarbeiter. Unter den Menschen, die im Cerro Rico tätig sind, ist es gang und gäbe bei der in der Mine Alkohol zu trinken, um die schwere Arbeit erträglicher zu machen. Traditionell gießen die Bergarbeiter von Potosí beim Betreten der Mine zwei Schluck Alkohol auf den staubigen Boden. Einen für Onkel Jorge und einen für Mutter Erde.
Die Minen von Potosí sind nicht mit gewöhnlichen Museen vergleichbar und stehen ihnen trotzdem in nichts nach.
Nach einer anstregenden Reise durch die Unterwelt wartet die lebendige Innenstadt von Potosí auf Touristen. Eines der attraktivsten und prachtvollsten Bauwerke der Kolonialzeit ist die Kathedrale von Potosí, welche man direkt an der zentral gelegenen Plaza de Armas finden kann. Vom Glockenturm des Gotteshauses aus, hat man einen beeindruckenden Blick über die ganze Stadt.
Ein weiteres Aushängeschild der Stadt ist das Casa de la Moneda. Die ehemalige Münzprägeanstalt ist heute eines der sehenswertesten Museen Südamerikas. Zu bestaunen gibt es hier neben Münzen auch koloniale Kunst und Ausstellungsstücke der indigenen Ureinwohner.
Wer in Bolivien unterwegs ist, der sollte keinen Bogen um Potosí machen. Die ehemals wohlhabende Stadt hat zwar ihre größte Blütezeit hinter sich, ist aber historisch und kulturell trotzdem noch höchst interessant. Die Tour durch die Minenlandschaft Potosís ist nicht ungefährlich, wer sich der Risiken bewusst ist und Sicherheitshinweise befolgt, kann hier aber eines der größten Abenteuer seiner Bolivien-Reise erleben.
Weitere Infos zu Potosí finden Sie auf unserem Blog:
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