
Ein zweites Machu Picchu?
Weit von jeglicher Zivilisation entfernt, im Norden Perus, da wo die Anden langsam abfallen und in den Regenwald übergehen, auf 3000m Höhe und etwa 3 Stunden vom kleinen Örtchen Chachapoyas entfernt, erscheint wie aus dem Nichts ein gigantisches Bauwerk vergangener Zeiten, das seinesgleichen sucht:
Kuélap.
Wer nach
Chachapoyas ins Land der gleichnamigen
Chachapoya-Kultur, die übersetzt „Menschen in den Wolken“ heißt, reisen möchte, muss so einige Strapazen auf sich nehmen. Die Fahrt von Lima aus dauert etwa 22 Stunden im Überlandbus, wenn nichts dazwischen kommt. In den Monaten November bis März kann es auf dieser Strecke oft zu Straßenverschüttungen kommen. Besser kommt man dabei, wenn man über Nacht nach
Chiclayo* fährt (12Stunden), einen Tag dort verbringt und erst dann weiterfährt (8Stunden). Flugverbindungen sind in Planung, gibt es derzeit jedoch noch nicht. Einmal in Chachapoyas angekommen geht die Fahrt weiter, 3 Stunden über eine kurvenreiche Schotterpiste. Nach zwei Stunden Fahrt eröffnet sich der Blick auf ein Bergmassiv, das zu vielen Seiten hin Hunderte Meter steil abfällt. Doch mit bloßem Auge erahnt man immer noch nichts.
Erst nachdem man angekommen ist und nach einer kurzen Wanderung von 15min, steht man ganz plötzlich vor den massiven Mauern eines Bollwerkes, das nicht einmal einen Eingang zu haben scheint. Die Festung ist fast 600m lang, ihre Mauern sind bis zu 30m hoch und nur drei ganz schmale Spalten in den hohen Mauern geben Zutritt zum Inneren der Festung. Die Spalten sind so schmal gebaut, dass immer nur eine Person hindurchpasst. Die Mauerspalten führen die Besucher auf steilen Stufen durch die Spalte zur Festung hinauf. Beides, die schmalen Eingänge und die steilen Treppen stellen eine gut durchdachte Schutzfunktion gegen Eindringlinge dar. Von oben konnte man Angreifer so ganz einfach abwehren.
Kuélap wurde im 8. Jahrhundert von einer bisher noch recht unerforschten Kultur, den Chachapoyas, erbaut, die sich zur selben Zeit wie die Inkas entfaltete. Bis heute ist wenig über die Chachapoyas-Kultur bekannt. 1843 kam ein Richter von einer Reise in den Norden nach Lima zurück und brachte helles Menschenhaar einer Mumie mit, das er in einem archäologischen Komplex gefunden hatte. Er berichtete, dass er sie neben vielen weiteren Mumien fand und forderte, dass dieser Ort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Daraufhin sandte man ihn erneut in den Norden, um die Ausgrabungen an dieser Stelle zu beginnen.
Die Einheimischen nahmen ihn jedoch an einen ganz anderen Ort mit. Man führte ihn auf den Gipfel eines Berges, wo er eine massive Mauer vorfand und im Inneren des Bauwerks Hunderte von eigenartigerweise runden Gebäuden. Diese Bauweise hebt die Kultur, die dieses Bauwerk geschaffen hat, entschieden von allen anderen Kulturen ab. Jahre später wurde sein Bericht mit dem Titel „Turm zu Babel in Peru“ veröffentlicht.
Damit war wohl das sogenannte „Tintenfass“ (el tintero) gemeint, das besonders massiv gebaut ist, ein Gebäude, das bis heute noch viele Geheimnisse aufwirft. Es könnte zeremoniellen Zwecken gedient haben.
Erstaunlich ist auch, dass für den Bau der
Festung Kuélap 25.000.000m³ Material verwendet wurden. Das ist dreimal so viel wie man für die Cheopspyramide verwendete.
Immer wieder wird Kuélap mit
Machu Picchu verglichen. Kuélap wirft mindestens genauso viele Fragen auf wie das sagenumwobene Machu Picchu, jedoch ist es bisher eher unbeachtet geblieben. Und genau das ist der kleine große Unterschied! Denn hier findet man noch keinen Massentourismus. In Peru wächst das Interesse, doch der Tourismus entwickelt sich stetig und man ist sehr auf Nachhaltigkeit bedacht. Das begeistert die Touristen, die einmal hier gewesen sind.
Die Festung Kuélap wurde 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Eine Reise in den Norden Perus lohnt sich nicht nur wegen der Festung Kuélap. Rund um Chachapoyas, gibt es zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten, mit denen man leicht eine Woche füllen könnte.
*In der Nähe von Chiclayo befindet sich Lambayeque mit dem berühmten Museo del Señor de Sipán, ein Museum, das von vielen Seiten bereits als das beste Museum Perus bezeichnet wurde. Es ist der
Moche-Kultur mit ihrem berühmten
Herrn von Sipán gewidmet und zeigt deren viele Reichtümer aus Gold.
Weitere Infos zu Kuélap finden Sie auf unserem Blog:
https://blog.mpt-reisen.de/peru-kulap-in-chachapoyas-das-zweite-machu-picchu/
Kuélap können Sie auf diesen Reisen besuchen:
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